Forschungsinstitut für Nachhaltigkeit Helmholtz-Zentrum Potsdam

Vorsorge und Innovation in Einklang bringen: Forschungserkenntnisse für die Europäische Kommission

16.03.2021

Das Vorsorgeprinzip soll verhindern, dass Gefahren für die Umwelt und die menschliche Gesundheit überhaupt erst entstehen. Vor allem im Umwelt- und Verbraucherschutz sowie in der Binnenmarktpolitik spielt es eine wichtige Rolle, etwa bei der Zulassung von Produkten und Verfahren. Wie es mit der Förderung von Innovationen in Einklang gebracht werden kann, wird in der europäischen Politik und Wirtschaft zurzeit diskutiert. Forschende haben Erkenntnisse dazu nun der Europäischen Kommission vorgelegt.

Eine der RECIPES-Fallstudien hat neue Gen-Editing-Techniken (CRISPR-Cas9) zum Thema.
Eine der RECIPES-Fallstudien hat neue Gen-Editing-Techniken (CRISPR-Cas9) zum Thema.

Das vom Horizon-2020-Forschungsprogramm der Europäischen Union geförderte Forschungsprojekt RECIPES, an dem das IASS beteiligt ist, untersuchte das Zusammenspiel von Wissenschaft und Innovation anhand von neun Fallstudien. Darin geht es um neue Gen-Editing-Techniken (CRISPR-Cas9), genetisch modifizierte Organismen, endokrine Disruptoren, neonicotinoide Insektizide, Nanotechnologien, Glyphosat, finanzielle Risiken bei der Planung von städtischer Abwasserinfrastruktur, künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen und Mikroplastik. „Bei der Entwicklung von Richtlinien und Methoden arbeiten wir im RECIPES-Projekt eng mit verschiedenen Interessengruppen zusammen, um sicherzustellen, dass das Vorsorgeprinzip angewendet und gleichzeitig Innovation gefördert wird“, sagt IASS-Forschungsgruppenleiterin Pia-Johanna Schweizer.

In ihren Berichten an die Europäische Kommission stellen die Forscherinnen und Forscher drei Erkenntnisse heraus:

  • Der Umgang mit wissenschaftlichen Unsicherheiten ist besonders schwierig. Trotzdem müssen wissenschaftliche Unsicherheiten in die Risikobewertung einbezogen werden. Es gibt daher einen Bedarf an integrativen Risiko-Governance-Rahmenwerken, die eine Verbindung zwischen Risikoanalyse, -bewertung und -management herstellen, über den Umgang mit wissenschaftlicher Unsicherheit informieren und zugleich Vorsorge sowie Innovation unterstützen.
  • Transdisziplinäre Wissensnetzwerke können als vertrauenswürdige Plattformen der Diskussion und Deliberation dienen, um die verfügbaren Informationen über Technologien zu identifizieren, zu strukturieren und zu bewerten.
  • Ein Vergleich der Fallstudien zeigt, dass die Anwendung des Vorsorgeprinzips in vielen Fällen einen positiven Effekt auf Anschlussinnovationen hatte. Darüber hinaus trug die Anwendung des Vorsorgeprinzips häufig zu alternativen, verantwortungsvolleren Innovationspfaden bei, zum Beispiel grüne Chemie, neue Pflanzenschutztechnologien und nicht-chemische Alternativen zur Schädlingsbekämpfung, grüne Nanotechnologie und Safe-by-Design-Ansätze in der Nanotechnologie.

Aus ihren Erkenntnissen wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler politische Handlungsempfehlungen ableiten, die in einem Policy Brief veröffentlicht werden. Zudem werden sie eine IASS-Studie zum Fallstudienvergleich veröffentlichen.

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Pia-Johanna Schweizer

Dr. Pia-Johanna Schweizer

Forschungsgruppenleiterin
pia-johanna [dot] schweizer [at] rifs-potsdam [dot] de
Bianca Schröder

Dr. Bianca Schröder

Referentin Presse und Kommunikation
bianca [dot] schroeder [at] rifs-potsdam [dot] de
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